[Kc-orga] Widerständig Campen und zusammen-Raufen

buero camper buero at camping-07.de
Mi Mär 5 13:07:41 GMT 2008


Liebe Freund_innen des widerständigen Campings,

uns freut das wir aus allen Teilen der Bewegungen hören, das es ein 
grosses Begehren gibt nach Heiligendamm wieder gemeinsam zu raufen. 
Viele haben sogar gehofft das es schon in diesem Jahr klappt, das man 
gemeinsam -spektrenübergreifend- wieder zusammen etwas bewegt. Bei aller 
inhaltlichen Differenzierung in Schwerpunktthemen (single-issue politik) 
die über die letzten 20-30 Jahre die Sozialen Bewegungen vielfältig 
werden liess: vor und während Heiligendamm ist man wieder zusammen 
gerückt. Die Graben wurden übersprungen und es fand weitestgehend nicht 
nur eine solidarische Bezugnahme aufeinander statt, sondern es wurde 
hier und da gemeinsame Sache gemacht. Das war und ist keine 
Selbstverständlichkeit. Alle Bewegungen haben schon ihr jeweiliges 
scheitern hinter sich, Heiligendamm hat aber gezeigt: winning is possible!

Unserer Ansicht nach gehört zum kraftvollen sozialen Kampf der auch mal 
kleinere Siege erringt die spektenübergreifende Zusammenarbeit. Nicht 
unter allen Bedingungen, nicht ohne lange Diskussionen und schwierigen, 
manchmal demotivierenden, Streits. Aber einen Versuch gemeinsame Politik 
zu machen ist es immer wert.

Die von uns auf das Tableau der Bewegung gebrachten Perspektiventage 
hatten gezeigt das man versuchen will da weiter zu machen wo man im 
letzten Jahr aufgehört hatte. Auch wenn nicht von allen Spektren leute 
da waren. Aber mehr noch: die Veränderung der Diskussionskultur bei der 
weniger von Bewegungsmanager_innen die Richtung vorgegeben wurde, 
sondern immer wieder die Diskussion sich "von unten" heraus entfaltete 
liessen hoffen das wieder richtig Bewegung ins Spiel gekommen ist.

Mit Freude nehmen wir auch war, dass Camps breiter als in den Jahren 
zuvor zu Widerstands- und Aktionsformen an sich werden. In diesem Jahr 
sind es vier von denen wir hörten das sie sich irgendwie auch auf den 
Heiligendamm Protest beziehen:

das Klimacamp bei Hanau ist geplant vom 5.-13.07.2008 
http://www.klimacamp.org
das Camp gegen den Bombenabwurfplatz der Bundeswehr ("Bombodrom") Mitte 
Juli diesen Jahres  http://www.freieheide-nb.de/
das Camp in Büchel gegen die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland 
vom 23.-31.08.2008. http://www.atomwaffenfrei.de/
das Antirassistische Camp in Hamburg vom 17.- 24.08.2008

Am meisten wurde in letzter Zeit über das Klimacamp und das AntiRa-Camp 
geredet. Gerade dem Klimacamp traute man zu das es am ehesten das grosse 
spektenübergreifende Ereignis nach Heiligendamm werden könnte.

Schwierige Diskussion in verschiedenen Formen wurden geführt um zu 
versuchen wenigstens das AntiRa- und das Klimacamp zusammen zu bringen. 
Wie seltenst in den Bewegungen wurde dies sogar auf einem Grosstreffen 
mit vielen beteiligten auf den Perspektiventagen kontrovers diskutiert. 
Auch dort hiess es: rauft Euch doch zusammen!

Einige von uns sind immer noch frohen Mutes zum 3. Vorbereitungstreffen 
des Klimacamps nach Meuchefitz gefahren. Dort haben wir wie viele andere 
eine der schwierigsten und "schmierigsten" Treffen in der letzten Zeit 
erlebt. Wir haben versucht die Stimmungen aus der Bewegung, die sich 
nicht nur auf den Perspektiventagen geäussert hatten, auf dem Treffen 
wieder zu geben. Aber irgendwie kamen die Stimmungen nicht an.

Auf dem Treffen wurde sich dafür entschieden in einer ganz anderen 
Region zu campen als die AntiRacamp leute, die zu dem Zeitpunkt zum 
einen ihren Camport sicher wussten und vor allem aus politischen Gründen 
sich an Hamburg gebunden fühlen. Wir hatten den Eindruck Spielraum für 
die Ortsfrage gab es nur für das Klimacamp.

Nun, nachdem Treffen sind wir zutiefst frustriert. Nicht nur wir sind 
enttäuscht. In Meuchefitz und danach haben nicht wenige Einzelpersonen 
und Gruppen Entttäuschungen signalisiert, es hiess aus vielen Kreisen 
das man sich persönlich nicht mehr tatkräftig am Aufbau des Camps 
beteiligen würde. Damit dürfte auch das mobilisierende Potential in den 
Keller wandern. Der Enthusiasmus  sich mit Leidenschaft dem Kampf zu 
widmen ist flöten gegangen. Die Luft ist raus.

Nun lasen wir und liessen uns berichten das auch Gruppen die bei Hanau 
vor Ort sind, den grossen Arbeitsaufwand zur Errichtung des Klimacamps 
nicht stemmen können und wollen. Erst kürzlich hat sich eine neue Gruppe 
vor Ort gegründet, die sich reinhängen will, das ist prima.

Damit sind wir uns ganz sicher das die jetzige Klimcamp 
Vorbereitungsgruppe aus sich selbst heraus ein schönes Klimacamp auf die 
Beine stellt. Uns ist auch klar das einige in der Vorbereitungsgruppe 
nicht an Heiligendamm anknüpfen wollen. Aber dies können wir schon nicht 
verstehen, in vielen Debatten wurde darüber diskutiert mit einer 
grössere Themenvielfalt in Bewegung zu kommen und vor allem aus den Camp 
in die Gesellschaft hineinzuwirken. Zugleich wird sich vorgenommen die 
öffentlichen Diskussionen und das Bewusstsein bezüglich des Klimawandels 
mit linksradikalen Inhalten zu füllen und vielleicht damit zu verändern 
-- aber warum fängt man nicht in dem Teil der Gesellschaft an, der einem 
schon näher steht?

Denn auch hier ist uns doch bewusst: die linksradikale Szene aber auch 
in anderen Spektren ist das Wissen um und der Kampf gegen Klimawandel 
doch noch schwach.

Mit der Entscheidung sich bei Hanau in ein Camp zu begeben scheinen für 
uns ein zartes Pflänzchen gerupft worden zu sein: die 
spektrenübergreifendere Verbreiterung des Wissens um und die Verstärkung 
des Kampfes gegen den Klimawandel.

Und bei einem zarten Pflänzchen, das wir auch gerne hegen und pflegen, 
da scheint man zu vergessen es zu giessen: das Begehren und der Wunsch 
gemeinsame Sache zu machen um die Welt in emanzipatorischer Absicht zu 
verändern.

Wir melden uns zu Wort um noch einmal eindringlich die Beteiligten beim 
Klimacamp zu bitten: entscheidet Euch doch für ein Camp in der Nähe von 
Hamburg, zeitgleich mit dem AntiraCamp.. Dann werden sicher wieder ganz 
viele helfende Hände und leidenschaftliche Menschen Euch zur Seite 
stehen um ein richtig grosses Camp aufzubauen um damit allen unsere 
politischen Inhalten zu ermöglichen mit mehr Kraft zum Ausdruck zu 
kommen und damit wieder ein Stück weit uns und die Welt zu verändern.

Wie ihr Euch auch entscheidet, zwei Dinge möchten wir noch loswerden:

Wir schlagen eine Campübergreifende Infrastruktur AG vor. Diese könnte 
für alle vier Camps sich gedanken machen und tatkräftig anpacken um die 
für ein Camp notwendigen Dinge zusammen zu tragen. Wir würden aus allen 
vier Camp Vorbereitungsgruppen diejenigen einladen die sich um die 
Infrastruktur kümmern wollen. Wir kommen damit denkjenigen damit 
entgegen die an uns bereits jetzt schon viele Fragen richteten und 
hoffen Euch somit solidarisch unter die Arme zu greifen um nicht das Rad 
immer wieder neu erfinden zu müssen.

Wir haben uns auch entschlossen 40% des auf den Camps um Heiligendam 
gesammelten Geldes für alle Camps zur Verfügung zu stellen. Unser 
Vorschlag ist es im Rahmen der Infrastruktur AG herauszufinden wieviel 
Geld überhaupt benötigt wird. Dort liesse sich auch eine solidarische 
Aufteilung des Geldes untereinander regeln.

Die restlichen 60% legen wir für das Jahr 2009 zurück. Wir geben die 
Hoffnung nicht auf: 2009 werden wir es  hinbekommen einen wirklich 
sprektenübergreifende grosse gemeinsame Widerstands und Protestwoche auf 
die Beine zu stellen.

Wir sind gespannt auf Eure Reaktionen!

Eure Camping07-AG.