[Kc-orga] Erklärung zu den Ereignissen in FFM

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Fr Mär 21 20:00:25 GMT 2008


Vorbemerkung:
Wir haben lange mit dieser Erklärung und Interpretation zu den Ereignissen
die in Frankfurt geschehen sind gewartet. Dies hing zum einen damit
zusammen, dass wir für uns nach dem Treffen in Frankfurt erstmal die
Sachen etwas ordnen wollten, zum anderen wollten wir nicht unnötiges Öl in
das Feuer gießen und eine endlos Debatte auf der Mailingliste anstreben.
Wir halten es dennoch für wichtig, wenn auch etwas spät, unsere
Entscheidung hier noch einmal zu begründen.


United Colors
Wir schreiben hier als die vier Leute, die den Klimacamp-Prozess in
Frankfurt aus politischen Gründen verlassen haben. Wir vier kommen aus
unterschiedlichen politischen Richtungen, sind in unterschiedlichen
Zusammenhängen organisiert und haben ein unterschiedliches Verständnis wie
politische Arbeit in Theorie und Praxis aussehen soll. Zwar ist einer von
uns in einer parteinahen Jugendorganisation, keiner von uns vieren
vertritt, wie in anderen Mails fälschlicherweise behauptet, jedoch eine
sog. NGO. Wir haben den Prozess des Klimacamps mehr oder weniger aktiv
seit dem ersten Treffen begleitet, eine klare gemeinsame Motivation für
die Arbeit an dem Klimacamp teilen wir aufgrund unserer politischen
Vielfalt nicht.

Trotz unterschiedlicher Motivation für das Camp, verbindet uns jedoch die
Tatsache, dass wir ein großes spektrenübergreifendes Klimacamp im Sommer
2008 wollen. Ein Camp auf dem Menschen zusammen kommen, die einen Bruch
mit der hegemonialen Klimapolitik wollen, die intervenieren und ihren
Widerstand gegen das herrschaftliche klimapolitische Greenwashing sichtbar
machen wollen. Spektrenübergreifend heißt dabei für uns, dass im
Vorbereitungsprozess, wie auch auf dem Camp die Breite des Spektrums
sichtbar sein sollte. Das schließt explizit alle Gruppen und
Organisationen ein, von  der Bundjugend über Parteijugendverbände bis zur
autonomen Antifa., die zu diesem Thema ähnliche politische Ziele
verfolgen. Nicht auf Ausgrenzung und Misstrauen, sondern auf ein
solidarisches und emanzipatorisches Miteinander soll das Camp beruhen.

Vom Ausstieg zum Einstieg
Im Vorfeld zu dem Treffen in Frankfurt, wie auch schon auf den letzten
Treffen in Meuchefitz, hatte es einige Anstöße zu der Diskussion über die
Bündnisfrage gegeben (siehe Papier aap, Mails u.a. Tadzio, Felix…). Auf
dem Frankfurter Treffen bildete sich, nach einer Kleingruppenphase am
Freitagabend (wo es u.a. auch um die Bündnisarbeit ging),  am
Samstagvormittag eine Arbeitsgruppe zum Thema Bündnispolitik. In der
Arbeitsgruppe waren Menschen aus anarchistischen Zusammenhängen, vom aap,
Aku, Block Aid, solid und einigen Einzelpersonen. In einer offenen
Diskussion und in einem sehr konstruktiven Prozess wurde sich darüber
verständigt, wie den Ängsten dass das Camp von einem Spektrum/Organisation
dominiert werden könnte, entgegen getreten werden kann. Hierzu wurden
verschiedene Vereinbarungen getroffen: keine großen Banner im
Eingangsbereich, keine NGO/Organisationsberühmtheiten als Pressekontakt
etc.
Gleichzeitig wurde vereinbart Gruppen offensiv einzuladen ihre
Unterstützung für das Camp sichtbar zu machen. Der Aufruf sollte dazu als
Klimakampvorbereitungsgruppe unterschrieben, dem folgend eine
UnterstützerInnenliste (Gruppen und Einzelpersonen). Dies allerdings nur
wenn sich eine ausreichende Zahl von UnterstützerInnengruppen finden
würde. Wir hatten den Eindruck (wir waren alle vier in dieser AG), das
alle Seiten sich sehr viel in der Bündnisfrage bewegt hatten - die oben
genannten Punkte wurden als Konsens aus der Gruppe ins Plenum getragen.

Dass der Konsens der AG keinen Konsens im Plenum fand, ist bekannt. Der
Verlauf, den, den die Diskussion dann nahm, um diesen Konsens herzustellen
auch (siehe Mail Rolf). Auch wenn wir teilweise selbst in den
Konsensfindungsgruppen saßen - die gemachten Vorschläge sich von Gruppen
(NGOs, nicht hierarchiefreie Gruppen??) die den Aufruf unterstützen,
gleichzeitig zu distanzieren, war und ist für uns alle nicht tragbar. Dies
wäre in unseren Augen nicht nur ein krasser Rückschritt zu den diversen
Bündnisprozessen die regional aber auch bundesweit in den letzten Jahren
aufgebaut wurden, sondern würde auch diametral unserer Idee eines
spektrenübergreifenden Camps widersprechen.

Die Debatte um die UnterstützerInnenliste des Aufrufes war dabei, wie die
Diskussion am Samstagabend zeigte, lediglich Ausdruck von völlig
unterschiedlichen Vorstellungen eines spektrenübergreifenden Camps. Einige
Personen stellten in Frage ob sie überhaupt Zusammenhänge unterstützen
wollen, in denen Gruppen/Organisationen agieren die „nicht herrschaftsfrei
sind“. Die gleichen Menschen beharrten darauf, dass es bei der
Vorbereitung und dem Camp sich um ein „Menschencamp“ handeln sollte, an
dem zwar Menschen aus Organisationen teilnehmen und sich inhaltlich
einbringen könnten, diese aber nicht sichtbar (weder im Prozess, noch auf
dem Camp) sein sollten. Neben der Tatsache, das wir es auf einer
theoretischen Ebene äußerst Problematisch empfinden Kategorien wie
herrschafts- und hierarchiefrei in diesem Kontext zu benutzen, halten wir
eine solche grundsätzliche Position in Bezug auf das Klimathema für
politisch absolut falsch. Mal ehrlich – wo ist denn in dieser Vorstellung
die positive spektrenübergreifende Dimension eines Camps? Menschen können
doch immer als solche, egal ob sie sich für NGOs/Organisationen etc.
(ausgenommen natürlich Nazis, hohe Politikerinnen usw.) engagieren, rein
privat zu allen möglichen Camps gehen und es gibt doch viele Camps die
just in diese Richtung gehen. Wie oben beschrieben wollen wir aber für das
Klimacamp wirklich ein großes breites Spektrum mobilisieren. Dies schaffen
wir nicht wenn wir den Menschen ihre politische Identität verbieten bzw.
uns schon im vorneherein von ihrer Organisierung distanzieren. Wie schon
oben beschrieben wollen wir im Gegenteil ein Camp wo wir Aufgrund
gemeinsamer Ziele zusammen Kämpfen. Dies bedeutet für uns, dass wir die
Verschiedenheiten der Spektren (und ihre Organisierung) respektieren.

Ob der Aufruf nun von Gruppen/Einzelpersonen unterstützt wird (was wir
politisch für sehr sinnvoll und mobilisierungtechnisch für sehr wichtig
halten) oder nicht,  war somit lediglich ein Element in der Diskussion.
Die politischen Gegensätze waren, wie beschrieben, jedoch viel
Grundsätzlicher. Dies zeigte sich auch noch mal ganz klar am
Sonntagvormittag wo die grundsätzlich politischen unterschiedlichen
Vorstellung erneut klar zu Tage kamen (so wurde Explizit die Sichtbarkeit
der Spektren nicht als Konsens festgestellt).

Auch wenn es in der Tat in einzelnen Punkten Annäherungen gab (hier noch
einmal der Verweis darauf, dass bereits in der ersten Arbeitsgruppen von
sehr vielen Spektren es viel Bewegung gab), nach Meinung von uns allen,
blieben die grundsätzlichen diametralen Positionen zur Bündnisfrage
bestehen. Für uns hat sich am Ende all dieser Diskussionen herausgestellt,
dass ein spektrenübergreifendes Klimacamp, so wie wir es uns vorgestellt
haben, im Rahmen des Vorbereitungskreises nicht mehr möglich ist, Die
Vorstellungen darüber, was spektrenübergreifend heißt,  sind zu
unterschiedlich. Dieser Konflikt hätte sich weiter durch den Prozess
durchgezogen und ein konstruktives Miteinander nicht ermöglicht. Die
wollen wir ganz klar nicht. Wir alle vier haben klar in Frankfurt
formuliert warum wir keine Möglichkeit der Zusammenarbeit unter diesen
Vorraussetzungen sehen. Im Nachhinein nun Einzelpersonen zum Sündenbock zu
konstruieren, wie es etwa P. in seinen Mails macht, entspricht einfach
nicht der Realität – wir haben zu viert das ganze Frankfurt treffen
gemeinsam für unsere Vorstellung eines spektrenübergreifenden Camps
gekämpft.

Unser Ausstieg bedeutet aber nicht, dass wir nicht wünschen, dass das
Klimacamp in Hanau ein erfolg wird. Wir sahen nur, dass wegen der
verschiedenen Vorstellungen, unsere Ideen dort nicht mehr verwirklichbar
sind. Um den Prozess nicht weiter zu blockieren, haben wir uns
zurückgezogen und begonnen, Möglichkeiten zu suchen, wie wir unsere
Vorstellungen eines Klimacamps in Deutschland umsetzen können (siehe
Hamburgprozess) . Das bedeutet nicht, dass wir zum Klimacamp in Hanau
nicht solidarisch sind.

Ein letztes Wort zur Diskussionskultur seit dem Treffen in Frankfurt:
Wir finden die elektronische Schlammschlacht, die von einigen Menschen
seit Frankfurt betrieben wurde, ziemlich widerlich.  Mit falschen
Behauptungen, dass etwa ein NGO Camp in Hamburg geplant würde, wird
versucht den Prozess eines spektrenübergreifenden Camps in HH zu
diskreditieren. Einzelpersonen werden bewusst als Sündenböcke
instrumentalisiert, das Wort Machtpolitik inhaltslos in den Raum
geschmissen und es wird leichtfertig die Politmacker_innenkeule
geschwungen. Statt konstruktiv mit dem politischen Bruch, den es in
Frankfurt gab umzugehen und daran zu arbeiten, dass es im Sommer, eine
linke Intervention in das Klimathema gibt (von wie vielen Camps die dann
auch immer ausgeht), erschöpfen sich einige in endlosen
Schuldzuschreibungen. In Hoffnung auf einen erfrischenden, motivieren und
von Toleranz und Vertrauen geprägten weiteren Prozess.

Mit solidarischen Grüßen
Thomas, Felix, Elias