[Kc-orga] Vereinnahmung in der taz von Perspektiventagen-Orgacrew

Jochen Stay j.stay at jpberlin.de
Do Jan 17 05:10:56 GMT 2008


Lieber Marcus
Liebe MitleserInnen

Du schreibst

> ich habe dem taz redakteur gesagt das _ich_ es gut fände wenn die 
> entscheidung ob es ein mehrsäulencamp oder ein klimacamp (oder was ganz 
> anderes) im nächsten jahr unter anderem gibt _hoffentlich_ auf den 
> perspektiventagen entscheidet. ja, entscheidet. weil ich es besser finde 
> auf einem grossen spektrenübergreifendem treffen mögliche gemeinsame 
> wege zu entscheiden von denen wir alle hoffe das möglichst viele 
> "mitkommen" bzw. "mitmachen" als auf einem kleineren anderen treffen.

Ich sehe das anders: Da gibt es eine bunt gemischte Gruppe, die die Idee 
eines Klimacamps oder KlimaAktionsCamps umsetzen will. Da entsteht also 
etwa ziemlich Neues, auch mit den entsprechenden Reibungsverlusten am 
Anfang, aber es scheint ja, als würde sich da was zusammenraufen.

Aber bevor dieses Neue sich überhaupt richtig entwickeln kann, kommen 
etliche andere und wollen da was drüberstülpen, wollen eine große 
gemeinsame Entscheidung über das große Gemeinsame, wir sind doch alle 
eine Bewegung und so. Das hätte aber zur Folge, dass plötzlich nicht 
mehr die, die angefangen haben, ein Klimacamp zu planen, entscheiden 
können, wie dieses Camp aussieht, was sie da organisieren wollen, 
sondern dass über diese ihre Idee die Gesamtlinke zu entscheiden hat.

Ich gehe mal davon aus, dass es auf den Perspektiventagen keine 
Mehrheitsentscheidungen gibt, aber trotzdem könnte es ja sein, dass es 
die Tage in Berlin eine mehrheitliche Stimmung für ein anderes Konzept 
gibt als das, was die KlimacamperInnen gerade entwickeln. Und dann? Wird 
dann erwartet, dass sich die Camp-Vorbereitungsgruppe danach richtet? 
Oder schreien gar manche Verrat, wenn die Gruppe etwas anderes entscheidet?

Für Heiligendamm war eine gemeinsame "Gesamtchoreographie" möglich, aber 
selbst da war es so, dass über die einzelnen Elemente nur diejenigen 
entschieden haben, die Verantwortung für die Vorbereitung übernommen 
haben. Der Aktionsrahmen für "Block G8" wurde nicht auf den großen 
Rostocker Konferenzen beschlossen und auch nicht die Ausrichtung der 
Aktionen in Rostock-Lage oder beim Landwirtschafts-Aktionstag. Und das 
war gut so.

Nun entsteht mit Klimacamp und evtl. Klimabewegung etwas wirklich Neues 
und ich glaube, es ist nötig, dass dieses Neue erstmal Raum zur eigenen 
Entfaltung hat und nicht gleich einen gesamtlinken Deckel verpasst 
bekommt, indem alle möglichen Leute und Gruppen sich und ihre 
Vorstellungen davon aufdrängen, was die, die ein Klimacamp machen 
wollen, anders machen müssen.

Und wenn ich die Debatte der letzten Wochen richtig wahrgenommen habe, 
dann ist die Idee eines reinen Mehrsäulencamps eigentlich schon vom 
Tisch und es wäre schade, würden wir die wertvolle Zeit in den nächten 
Tagen in Berlin damit verbringen, das nochmal aufzuwärmen. Selbst für 
das sogenannte "strategische Doppelcamping" ergeben sich, je länger die 
Diskussion darüber läuft, mehr Nachteile als Vorteile. Andererseits 
gewinnt die Idee immer mehr AnhängerInnen, das Klimathema als gemeinsame 
Klammer für sehr unterschiedliche Ansätze und Kämpfe zu nutzen oder 
andersrum zu schauen, welche zu beantwortenden Fragen sich für die Linke 
daraus ergeben, wenn aus unterschiedlichen Richtungen auf das Klimathema 
geschaut wird. Aber all dies ist nur mein subjektiver Eindruck (Mir 
persönlich wäre übrigens noch was ganz anders lieber - aber das tut hier 
nichts zur Sache).

Deshalb bin ich dafür
- in Berlin wunderbare gemneinsame Debatten zu führen
- ohne in dieser Frage eine Entscheidung zu treffen
- danach der Klimacamp-Vorbereitungsgruppe die Freiheit zu geben, ihr 
eigenes Projekt selbst zu gestalten.
- und uns zu den Entscheidungen der Campgruppe solidarisch zu verhalten.

Schöne Grüße

Jochen Stay