[Kc-orga] Vereinnahmung in der taz von Perspektiventagen-Orgacrew
marcus
marcus at reflect-online.org
Do Jan 17 09:15:04 GMT 2008
ich finde es ja auch so wie du schriebst. niemand will oder soll den
klimacampfer_innen etwas wegnehmen oder aufoktroyieren. jeder kann und
sollte machen was er sie will.
dennoch: politische bewegungen müssen sich darüber streiten welche
politik sie machen will. sonst sind sie langweilig.
bis die tage.
marcus
Jochen Stay schrieb:
> Lieber Marcus
> Liebe MitleserInnen
>
> Du schreibst
>
>> ich habe dem taz redakteur gesagt das _ich_ es gut fände wenn die
>> entscheidung ob es ein mehrsäulencamp oder ein klimacamp (oder was
>> ganz anderes) im nächsten jahr unter anderem gibt _hoffentlich_ auf
>> den perspektiventagen entscheidet. ja, entscheidet. weil ich es besser
>> finde auf einem grossen spektrenübergreifendem treffen mögliche
>> gemeinsame wege zu entscheiden von denen wir alle hoffe das möglichst
>> viele "mitkommen" bzw. "mitmachen" als auf einem kleineren anderen
>> treffen.
>
> Ich sehe das anders: Da gibt es eine bunt gemischte Gruppe, die die Idee
> eines Klimacamps oder KlimaAktionsCamps umsetzen will. Da entsteht also
> etwa ziemlich Neues, auch mit den entsprechenden Reibungsverlusten am
> Anfang, aber es scheint ja, als würde sich da was zusammenraufen.
>
> Aber bevor dieses Neue sich überhaupt richtig entwickeln kann, kommen
> etliche andere und wollen da was drüberstülpen, wollen eine große
> gemeinsame Entscheidung über das große Gemeinsame, wir sind doch alle
> eine Bewegung und so. Das hätte aber zur Folge, dass plötzlich nicht
> mehr die, die angefangen haben, ein Klimacamp zu planen, entscheiden
> können, wie dieses Camp aussieht, was sie da organisieren wollen,
> sondern dass über diese ihre Idee die Gesamtlinke zu entscheiden hat.
>
> Ich gehe mal davon aus, dass es auf den Perspektiventagen keine
> Mehrheitsentscheidungen gibt, aber trotzdem könnte es ja sein, dass es
> die Tage in Berlin eine mehrheitliche Stimmung für ein anderes Konzept
> gibt als das, was die KlimacamperInnen gerade entwickeln. Und dann? Wird
> dann erwartet, dass sich die Camp-Vorbereitungsgruppe danach richtet?
> Oder schreien gar manche Verrat, wenn die Gruppe etwas anderes entscheidet?
>
> Für Heiligendamm war eine gemeinsame "Gesamtchoreographie" möglich, aber
> selbst da war es so, dass über die einzelnen Elemente nur diejenigen
> entschieden haben, die Verantwortung für die Vorbereitung übernommen
> haben. Der Aktionsrahmen für "Block G8" wurde nicht auf den großen
> Rostocker Konferenzen beschlossen und auch nicht die Ausrichtung der
> Aktionen in Rostock-Lage oder beim Landwirtschafts-Aktionstag. Und das
> war gut so.
>
> Nun entsteht mit Klimacamp und evtl. Klimabewegung etwas wirklich Neues
> und ich glaube, es ist nötig, dass dieses Neue erstmal Raum zur eigenen
> Entfaltung hat und nicht gleich einen gesamtlinken Deckel verpasst
> bekommt, indem alle möglichen Leute und Gruppen sich und ihre
> Vorstellungen davon aufdrängen, was die, die ein Klimacamp machen
> wollen, anders machen müssen.
>
> Und wenn ich die Debatte der letzten Wochen richtig wahrgenommen habe,
> dann ist die Idee eines reinen Mehrsäulencamps eigentlich schon vom
> Tisch und es wäre schade, würden wir die wertvolle Zeit in den nächten
> Tagen in Berlin damit verbringen, das nochmal aufzuwärmen. Selbst für
> das sogenannte "strategische Doppelcamping" ergeben sich, je länger die
> Diskussion darüber läuft, mehr Nachteile als Vorteile. Andererseits
> gewinnt die Idee immer mehr AnhängerInnen, das Klimathema als gemeinsame
> Klammer für sehr unterschiedliche Ansätze und Kämpfe zu nutzen oder
> andersrum zu schauen, welche zu beantwortenden Fragen sich für die Linke
> daraus ergeben, wenn aus unterschiedlichen Richtungen auf das Klimathema
> geschaut wird. Aber all dies ist nur mein subjektiver Eindruck (Mir
> persönlich wäre übrigens noch was ganz anders lieber - aber das tut hier
> nichts zur Sache).
>
> Deshalb bin ich dafür
> - in Berlin wunderbare gemneinsame Debatten zu führen
> - ohne in dieser Frage eine Entscheidung zu treffen
> - danach der Klimacamp-Vorbereitungsgruppe die Freiheit zu geben, ihr
> eigenes Projekt selbst zu gestalten.
> - und uns zu den Entscheidungen der Campgruppe solidarisch zu verhalten.
>
> Schöne Grüße
>
> Jochen Stay
>